Rohr-Clean Unglaube GmbH ist jetzt ein Unternehmen der Kanalservice-Gruppe
Die Firma Rohr-Clean Unglaube GmbH aus Neuss in Nordrhein-Westfalen ist seit Anfang 2023 ein Unternehmen der Kanalservice-Gruppe. Die Brüder Ulrich und Heiner Unglaube haben sich dazu entschlossen, ihr 1992 gegründetes Familienunternehmen an die Holding aus der Schweiz zu verkaufen, um beizeiten die Nachfolge zu regeln. „Wenn wir die Nachfolge erst mit Mitte 60 angehen, ist es wahrscheinlich zu spät“, sagen Ulrich Unglaube, 55, und sein zwei Jahre jüngerer Bruder Heiner. Ihnen war vor allem wichtig, dass die Zukunft der Mitarbeiter und der Firma abgesichert ist.
„Das sind 41 Mitarbeiter die hier jeden Tag in Lohn und Brot stehen, einige sind schon 25 Jahre oder 30 Jahre dabei, diese Mitarbeiter gehören eigentlich schon zur Familie“, so Ulrich Unglaube, für sie trage man die soziale Verantwortung.
Für die Kanalservice-Gruppe haben sie sich entschieden, weil man dort „sehr viel Wert auf die Mitarbeiter legt und dass die Firma so erhalten bleibt, wie sie ist“. Sie hätten, sagt Ulrich Unglaube, auch andere Angebote auf dem Tisch gehabt, aber da „interessierten nur die Zahlen, die Mitarbeiter blieben auf der Strecke“. Damit hätte man sich nicht anfreunden können. Die Zusammenarbeit in der Gruppe läuft bereits gut. Alle 14 Tage trifft man sich mit den Geschäftsführer-Kollegen der inzwischen 13 Unternehmen der KSG-Deutschland zum Video-Jour-Fixe und tauscht sich aus. Durch den Verkauf ändert sich für die Kunden der Firma Rohr-Clean nichts, beide Brüder bleiben als Geschäftsführer im Unternehmen.
1992 führte die Schließung der Niederlassung Düsseldorf durch den bisherigen Arbeitgeber zur Firmengründung
Ulrich Unglaube gründete die Firma 1992 zusammen mit seinem Vater. Damals waren beide bereits in der Branche tätig. Der Vater leitete die Düsseldorfer Niederlassung eines Essener Rohrreinigungs-Unternehmens. Ulrich, der nach der Ausbildung zum Installateur zunächst im Vertrieb eines Herstellers für Rohr- und Kanalreinigungsgeräte arbeitete, war ebenfalls dort als Kundendienstmonteur angestellt. Von Kindheit an gehörte die Rohr- und Kanalreinigung zum Alltag der Brüder. „Wir sind da reingewachsen, ich habe als Kind schon Notdienstannahme gemacht, da ging ich noch zur Schule“, erinnert sich Heiner Unglaube. Die Entscheidung für die Gründung des eigenen Unternehmens fiel, als die Niederlassung des Essener Unternehmens Anfang der 90er Jahre geschlossen wurde. „Wir sollten morgens von Düsseldorf aus erst einmal quer durchs Ruhrgebiet nach Essen und dann wieder zurückfahren, da haben mein Vater und ich gesagt, das machen wir nicht mit“, erzählt Ulrich Unglaube. Sie gründeten die Rohr-Clean Unglaube GmbH zunächst am Tichauer Weg in Düsseldorf und zogen schon bald mit Büro und Werkstatt in die Vennhauser Allee. Auch dieser Standort konnte schon nach kurzer Zeit nicht mehr mit dem Wachstum Schritt halten. Bei der Standortsuche wurden sie in der Nachbarstadt Neuss fündig und bauten 2007/2008 im Gewerbegebiet Taubental auf einem 3.500 Quadratmeter großen Areal ein Bürogebäude mit Sozialräumen und großer Halle für Lager und Werkstatt. „Damals dachten wir, das reicht für die nächsten 20 Jahre, aber es ist schon heute fast wieder zu klein“, beschreibt Ulrich Unglaube das kontinuierliche Wachstum der Firma. Noch gibt es aber eine kleine Grundstücksreserve. Auch Heiner Unglaube, der seit 1995 Geschäftsführer im Unternehmen ist, arbeitete schon während seiner Ausbildung und Bundeswehrzeit im Familienbetrieb mit. Der Vater hat sich Ende der 1990er Jahre aus dem Betrieb zurückgezogen.
Chemiekonzern war einer der ersten Kunden
Zu den ersten Kunden des neu gegründeten Unternehmens gehörte 1992 der Chemiekonzern Henkel. Früher, erzählt Ulrich Unglaube, gab es im Düsseldorfer Henkel Werk („das ist wie eine kleine Stadt“) eine eigene Kanalabteilung. Diese wurde Ende der 90er Jahre aufgelöst. Rohr-Clean übernahm die noch vorhandenen Mitarbeiter der Henkel Kanalabteilung und ist derzeit täglich mit 6-8 Mitarbeitern, Saug- und Spülfahrzeugen, Kanalinspektionskameras sowie einem eigenen Büro mit Werkstatt im Henkel Werk tätig. Hier kümmert sich die Rohr-Clean GmbH um „alles, was mit Abwasser zu tun hat“. Mit diesem Kunden ist man gewachsen, denn „in dem Chemiewerk kamen immer neue Herausforderungen dazu“, auch solche, die mit der Rohr- und Kanalreinigung ursprünglich nichts zu tun hatten, erzählt Ulrich Unglaube. Neben der Kanalunterhaltung und Kanalsanierung übernahm Rohr-Clean zum Beispiel auch die Wartung und Temperaturüberwachung von Abwasserkanälen und Pumpstationen. Synergieeffekte, die man zu nutzen verstand, denn mit diesem Know-how konnte man auch andere Firmen aus Gewerbe und Industrie erfolgreich gewinnen. Für diverse Wohnungsbaugesellschaften übernimmt das Unternehmen heute den kompletten Rohr- und Kanalreinigungsservice mit Notdienst für die Mietparteien. Außerdem arbeitet man mit einem großen Netzwerk aus Sanitärunternehmen und Installateuren zusammen.
Nur Spülfahrzeuge mit Wasserrückgewinnung
Zu den großen Kunden gehört auch der Flughafen Düsseldorf. „Wenn dort Kanäle neu gebaut oder saniert werden, machen wir die gesamten Voruntersuchungen und die Neubauabnahmen“, erzählt Ulrich Unglaube, „das ist ein großes Vertrauensverhältnis, das darf man nicht enttäuschen“. Auch am Flughafen ist ein eigenes Rohr-Clean-Team permanent mit Saug- und Spülfahrzeugen sowie Kanalinspektionskameras im Einsatz und dort für alle Kanäle im Bereich des Vorfeldes, der Sicherheitsbereiche und in den öffentlichen Bereichen mit Zufahrten, Gebäuden und Parkplätze zuständig. Entscheidend bei der Auftragsvergabe war, so der Geschäftsführer, „unser Know-how, dass wir Probleme lösen konnten, die andere Firmen nicht lösen konnten“. Außerdem die schnelle Einsatzbereitschaft und die moderne Fahrzeugtechnik. Die Firma Rohr-Clean setzt zum Beispiel ausschließlich große Saug- und Spülfahrzeuge mit Wasserrückgewinnung ein. „Ein Fahrzeug das acht Stunden arbeitet, verballert mal eben 30 Kubikmeter Frischwasser“, so Ulrich Unglaube, „wir bereiten das abgesaugte Abwasser im Fahrzeug wieder auf und nutzen es, um den Kanal weiter zu spülen“. „Vor allem aber können diese Fahrzeuge den ganzen Tag, ohne Unterbrechungdurchspülen“, ergänzt sein Bruder Heiner, „ein normaler LKW muss nach ein bis zwei Stunden Wasser tanken“. Weil es auf dem gesamten Vorfeld des Flughafens keine Wasseranschlüsse gibt, können die Fahrzeuge ohne Wasserrückgewinnung dort nicht lange arbeiten.
Systematisch bauten die Brüder das Spektrum an Dienstleistungen aus. Schnell kam zur klassischen Rohr- und Kanalreinigung die Kanalinspektion dazu. Zunächst mit zwei kleinen mobilen Anlagen, heute gehören zwei komplett ausgestattete moderne Kanalinspektionsfahrzeuge mit Satellitenkamera zum Fuhrpark. Damit ist man in der Lage, auch in größeren städtischen Kanälen bis DN 2100 und auch Hausanschlüsse zu untersuchen. Viele Aufträge brachten auch die gesetzlich vorgeschriebenen Dichtheitsprüfungen, welche die Firma Rohr-Clean in den Nennweiten DN 100 bis DN 1.600 komplett abdeckt. Im Bereich Kanalsanierung hat man erst klein angefangen, „heute decken wir den Bereich mit Kurzlinern und Schlauchlinern bis DN 500 komplett ab“, sagt Ulrich Unglaube. Wenn Grundleitungen in Gebäuden aufgrund des Schadensbildes nicht sanierbar sind, übernimmt die Firma auch die komplette Neuverlegung. „Wir heben uns vom Wettbewerb dadurch ab, dass wir alles komplett anbieten können“, sagt Ulrich Unglaube, „so können wir für die Qualität geradestehen“ und der Kunde muss bei komplexen Aufgaben nicht drei bis vier Firmen beschäftigen und untereinander koordinieren. Er nennt es das „Rundum sorglos Paket“.
Das Einzugsgebiet der Firma umfasst heute den Großraum Düsseldorf und reicht bis ins Ruhrgebiet hinein und zur holländischen und belgischen Grenze. Nur in Richtung Südosten ist der Kölner Ring eine „magische Grenze“, „Aufträge aus Köln können wir an einer Hand abzählen“, sagen die Geschäftsführer, das ist wohl der lokalen Rivalität der Metropolen am Rhein geschuldet.
Leidenschaft für den Fußball
In der Geschäftsführung kümmert sich Ulrich Unglaube um die Technik, Heiner ist für das Kaufmännische verantwortlich. Was die Brüder verbindet, ist auch die Leidenschaft für den Fußball, bei beiden steht beim Gespräch am Firmensitz in Neuss ein Kaffeebecher mit dem Logo ihres Vereins auf dem Tisch. Während Ulrich bei Heimspielen aber nur ins wenige Kilometer entfernte Mönchengladbach fahren muss, schlägt bei Heiner das Fußballherz für die Münchner Bayern. „Irgendwas haben wir da in der Kindheit falsch gemacht“, sagt der ältere Bruder und lacht.